Holzlogistik Dienstleister - Verursacher oder Opfer steigender Kosten?
Am 17. April 2012 fand auf Schloss Hundisburg (Deutschland) eine Veranstaltung zu diesem Thema statt. Organisiert wurde das Programm von Fraunhofer-Insitut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF.
Peter Konrad, Obmann des Österreichischen Forstunternehmerverband e.V., wurde eingeladen, einen Impulsvortrag zu halten. Dieser hat die Sichtweise der österreichischen Forstunternehmer zum Thema gehabt und einen kritischen Blick auf die Aktivitäten und Erlöse in Deutschland geworfen.
Die nachfolgenden Presseberichte sind als Folge der Vortrags erschienen.
Forst & Technik 6/2012
Von Gratis-Rinde und toten Pferden (Auszug)
Sachlich und doch geradezu zornig war Peter Konrad, österreichischer Forsttechnik-Händler, Forstunternehmer und Vorsitzender des 2010 gegründeten Unternehmer-Verbandes in seiner Heimat. Er zitierte die aus Schweden so gern berichteten Zahlen, laut denen dort nur 10€/Fm Holz frei Waldweg gezahlt werde. Das liege an den dortigen Dieselpreisen, dem verbreiteten Dreischichtbetrieb, der Topographie des Landes und den Lieferverträgen, in denen zudem nach Harvestermaß abgerechnet wird. Übertragbar auf deutsche oder österreichische Verhältnisse sei das nicht.
Warum aber 80 % der Unternehmer kein Geld mehr verdienen, nicht mehr liquide, aber gesundheitlich angeschlagen und von Burnout bedroht sind, zeigte seine Betrachtung der Kosten- und Einnahmen-Entwicklung: Der Aufarbeitungspreis habe 1990 bei 25 DM/Fm gelegen. Die Kosten für die Beschaffung einer Maschine seien seither um 90 % gestiegen, die Dieselpreise um 280%, die Gemeinkosten wie Löhne, Versicherungen, Steuern etc. seien inflationsbedingt explodiert. Trotzdem koste die Aufarbeitung derzeit 12,50 € /Fm und sei somit - Produktivitätssteigerungen außer acht gelassen - nicht teurer als 1990.
Konrad sah die Unternehmer als Spielball des Waldbesitzes und der Holzabnehmer, doch seien sie mitschuldig, da sie offenbar nicht rechnen. Nachhaltigkeit sei aber auch im Umgang zwischen Waldbesitz, Dienstleistern und Holzindustrie nötig, sonst sterbe der Forstunternehmer.
Holz-Zentralblatt Nr. 19/2012 - Seite 496
Verursacher oder Opfer steigender Kosten? (Auszug)
IFF Veranstaltungsreihe Holzlogistik beleuchtet die Rolle der Logistik-Dienstleister im Holzbereich
Traditionell auf Schloss Hundisburg begrüßte Dr. Ina Ehrhardt, IFF-Magdeburg, am 17. April die Referenten und den großen Teilnehmerkreis zur diesjährigen Veranstaltung des Frauenhofer Instituts für Fabrikbetrieb und Automatisierung (IFF) zur Holzlogistik. Mitveranstalter waren mit der Bundesvereinigung des Holztransportgewerbes, dem Deutschen Forstunternehmerverband und der Arbeitsgemeinschaft forstlicher Lohnunternehmer Sachsen-Anhalt.
Peter Konrad Österreichischer Forstunternehmerverband, stellte zunächst seinen Verband vor. Dieser wurde 2010 gegründet und hat aktuell 50 Mitglieder, die 20 % des Einschlages in Österreich (2 Mio. Fm) repräsentieren. Es ist der einzige Forstunternehmerverband in Österreich. Konrad skizzierte anschließend die Aufgaben des Forstunternehmers und sprach über das Selbstverständnis, sowie die schwierige Lage vieler Forstunternehmen. Preise wie 10 Euro/Fm frei Waldstraße, die im Ausland z. B. Schwaden als Kalkulationsgrundlage gelten, seien in Deutschland und Österreich nicht möglich. Nach seiner Ansicht arbeiten 80 % der Forstunternehmer nicht mehr wirtschaftlich. Wohin dies führe, zeige aktuell die allerdings deutlich weniger anspruchsvolle Branche der Paketdienste, wo ständig neue Kleinbetriebe entstehen und es viele Insolvenzen gibt.
In der Forstbranche sind dagegen die Investitionskosten sehr hoch. Die Forstunternehmer sind Opfer der steigenden Maschinenkosten (+ 90 %) und der Dieselkosten (+280 %), während die Aufarbeitungspreise stagnieren, so Konrad. Auch die Nebenkosten (Servicebus, Verschleißmaterial, Spezialtieflader, Maut und Sondergenehmigungen, Versicherungskosten, Ausbildungskosten und Finanzierungskosten) werden immer höher. Dazu komme der oft verzögerte Zahlungsfluss von mehreren Monaten.
„Wir sind Opfer der Kostenexplosion und Spielball der Waldbesitzer und der Holzindustrie", sagte Konrad. Das Risiko des Unternehmers werde nicht ausreichend berücksichtigt. Besonders die Ausschreibungen machten den Unternehmer kaputt. Aber die Forstunternehmer hätten auch Mitschuld an dieser Situation. Sie müssten bereit sein, mit ihren Partnern auf Augenhöhe zu kommunizieren, um Verbesserungen zu erreichen, die Opferrolle abzulegen und stärker aufzutreten. „Wir sitzen alle in einem Boot. Der Holzpreis steigt, nur die Unternehmer bekommen immer weiniger für ihre Leistung. Was nutzt der schönste Baum in bester Qualität, wenn ihn keiner mehr erntet? Angesprochen auf die bevorzugten Kooperationspartner sagte Konrad: „Als Dienstleister stellen wir uns auf gar keine Seite! Wir sind unabhängig und für alle wichtige Partner! Für die fachgerechte Arbeit wollen wir faire Preise, mehr wollen wir nicht."